Leitbild

Bestimmt ist Ihnen beim Betreten unseres Kirchenzentrums die etwas eigenwillig gestaltete Figur des heiligen Paulus mit dem roten Schwert und dem deutlichen Fingerzeig auf die Bibel aufgefallen. Sie haben sich dabei gefragt, was das soll – oder einfach den Kopf geschüttelt. Vielleicht aber haben Sie diese Figur auch einmal genauer angeschaut. Eines ist sicher: Diese Figur ist eine Provokation.

Ja, Paulus ist damals, in seiner Zeit, eine Provokation gewesen – und erst recht heute. Er hat sich total für das Evangelium Jesu engagiert und sein Leben dafür gegeben. Andererseits sind seine Aussagen über das Schweigen der Frauen in der Kirche für uns heute unverständlich und tönen in unseren Ohren ärgerlich. Wie auch immer: Paulus provoziert, fordert heraus zum Nachdenken, zur Antwort.

Das fasziniert uns an Paulus und hat viel mit uns heute zu tun. Christ sein in unserer Zeit ist auch eine Provokation. Die Fragen heissen: Wie kann ich, wie können wir in unserer Gesellschaft christlichen Glauben leben? Wie kann ich, wie können wir die Botschaft Jesu ins Heute übersetzen? Wie kann ich, wie können wir heute für die Menschen Hoffnung und Ermutigung werden?

Seit Jahren sind wir als christliche Pfarrei suchend unterwegs, fragen nach Möglichkeiten und halten Ausschau, wie wir der Botschaft Jesu heute Gestalt geben können. Wir versuchen, miteinander Leben in unserer Pfarrei als Gemeinschaft zu teilen. Wir suchen immer wieder neue Wege, um lebendige Pfarrei zu werden, in der sich die Menschen wohl fühlen.

Wir haben uns für einen solchen Weg Schwerpunkte gesetzt, die uns wie Leitplanken leiten und uns immer wieder neu herausfordern:

Entscheidung

Wir fördern die Entscheidung der Einzelnen und des Einzelnen für ein christliches Leben. Tauf- und Firmweg (Firmung ab 18 Jahren) bieten Jugendlichen, jungen Erwachsenen eine Gelegenheit, tiefen Fragen des Lebens und Erfahrungen des Glaubens miteinander nachzuspüren. Daraus kann der Entscheid für ein bewussteres Christsein wachsen.

Gemeinschaft

Wir sehen es als spannende Herausforderung an, in einer privatisierten Gesellschaft einander tragende Gemeinschaft zu werden. Pfarrei ist ein Ort, wo Menschen einander begegnen und einen Platz finden; wo sie sich wohl fühlen, zusammenwachsen und einander solidarisch tragen können. Dazu bieten wir Raum für Frauen und Männer, verschiedene Altersgruppen und soziale Schichten und Randgruppen unserer Gesellschaft.

Spiritualität

Wir stellen Gefässe bereit, in denen verschiedene Formen von Spiritualität und Religiosität gelebt werden können (Meditation, Zeit der Stille, Rosenkranz, verschieden gestaltete Gottesdienste).

Oekumene

Wir gehen oekumenisch verantwortbare Wege, in denen wir einander in den je eigenen konfessionellen Prägungen und Traditionen verstehen und anerkennen. Diese Wege führen uns zueinander und lassen in unseren drei Dörfern Gemeinschaft wachsen, in der etwas vom Geist Jesu spürbar wird. Wir wollen darüber hinaus für andere religiöse Traditionen offen sein und dafür Verständnis entwickeln.

Frau und Kirche

Uns ist es wichtig, die Fragen der Frauen in der Kirche aufzuarbeiten und ihnen wenigstens im Rahmen unserer Pfarrei eine partnerschaftliche Stellung zu geben, soweit dies möglich ist (auch wenn wir dabei von der offiziellen Kirche wenig Unterstützung erwarten können).

Ermächtigung

Wir versuchen, achtsam den einzelnen Menschen in seinen Begabungen und Fähigkeiten wahrzunehmen, zu stärken und ihm seine Verantwortung zu übertragen. So kann ein Gefühl des Getragenseins wachsen – in Freud und Leid.

Sozialverantwortung

Wir übernehmen die soziale Verantwortung für Benachteiligte und Behinderte und beteiligen uns an der Weltverantwortung in gesellschaftlichen Fragen, besonders für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

Seelsorge

Wir wollen achtsam und aufmerksam den Menschen begegnen und sie als Seelsorgerinnen und Seelsorger in ihren frohen und schweren Erfahrungen begleiten.

Wir versuchen so, Leben zu fördern, das Zusammenleben von Menschen zu ermöglichen und Heimat zu geben. So können wir gemeinsam tastende Gehversuche auf den Spuren Jesu wagen. Wenn wir immer wieder neu gemeinsam solche Verantwortung übernehmen, werden wir ein Salzkorn gelebter Botschaft Jesu sein, das überzeugend in unserer Gesellschaft ausstrahlt.